Exponatwechsel in der „Schatzkammer“ der Priesterhäuser

veröffentlicht am: 25.06.2018

Das Kulturamt informiert:

In der Sonderausstellung „Geschichte und Geschichten. 900 Jahre Zwickau“, die noch bis 21. Oktober zu sehen ist, begeben sich die Besucher auf eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch nahezu ein Jahrtausend Zwickauer Stadtgeschichte. Sie erfahren Wissenswertes und Erstaunliches über die Stadtgründung, das Mittelalter, die Wirtschaft und das Handwerk, die Kultur, über vergangene Kriegszeiten, die Reformation, den Bergbau und die Stadtstruktur. Die aus dem Mittelalter stammenden Priesterhäuser sind indes als eines der ältesten erhaltenen Wohnhausensembles Deutschlands nicht nur ein architektonisches und denkmalpflegerisches Highlight. Sie sind mit ihrer Dauerausstellung ohnehin Anlaufpunkt Nr. 1 für alle, die sich mit der Geschichte Zwickaus beschäftigen wollen.

Aus konservatorischen Gründen werden im Wechsel zeitlich und inhaltlich passende Objekte in einer Schatzkammer im Sonderausstellungsbereich im Museumsneubau präsentiert. Ab Dienstag, dem 26. Juni, wird eine für die Stadtgeschichte bedeutende Leihgabe des Stadtarchivs zu sehen sein: ein aus dem Jahr 1473 stammendes Pergament mit Wachssiegel in Holzkapsel. Kaiser Friedrich III. gewährte der Stadt Zwickau damals das „Rotsiegelprivileg“.

Urkunden zählen zu den ältesten schriftlichen Quellen. Zur Beglaubigung ihrer Rechtswirksamkeit und zur Vorbeugung von Missbrauch wurden sie mit einem Siegel versehen, wobei sich Urkunde und Siegel stets gegenseitig bedingten. Das bevorzugte Siegelmaterial war Bienenwachs, dem zur Stabilisierung verschiedene andere Stoffe beigemischt wurden. Die gängigsten Siegelfarben waren braun, grün, gelb bis hin zu schwarz. Rot galt als vornehmste Farbe und blieb somit dem Kaiser sowie staatswichtigen Würdenträgern, wie z. B. Kardinälen, vorbehalten. Sie besaßen jedoch das Recht, dieses Privileg an für sie bedeutsame Körperschaften, darunter auch große Städte wir Ulm und Konstanz, zu verleihen. Für Zwickau geschah dies am 4. März 1473. Von nun an durfte der Rat alle wichtigen Urkunden und Briefe mit rotem Wachs siegeln (beglaubigen), wodurch der besondere Wert der Stadt für den Kaiser auch nach außen hin zum Ausdruck kam.

Zwickau gehörte zu dieser Zeit zu den politisch und wirtschaftlich bedeutendsten Städten des Kurfürstentums Sachsen und hatte Ausstrahlung über die Landesgrenzen hinaus. Durch das Fündigwerden von reichen Silbervorkommen am Schneeberg kam ein unermesslicher Reichtum in die Stadt, das Handwerk entwickelte und spezialisierte sich und der Handel florierte. Kurfürst Friedrich der Weise bezeichnete sein Zwickau zu dieser Zeit mit Recht als „die Perle im Kurfürstentum Sachsen“.

Kurios an der ausgestellten Urkunde ist, dass sie zwar mit dem großen kaiserlichen Thronsiegel beglaubigt wurde, die Verwendung des braunen, nicht rot eingefärbten Wachses aus der Kanzlei des Kaisers aber im Widerspruch zu ihr steht.

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